Seit einem anderthalben Jahr lebte ich nun wieder und mein Weg hatte mich nun nach Mystic Falls geführt. Gerüchten zufolge, sollte es dort zu einem sehr hohen Bestand an ... unnatürlichen Wesen gekommen sein. Vampire, Werwölfe, Hexen und dergleichen. Vielleicht fand ich dort endlich die Personen, die ich suchte. Ich hatte eine Aufgabe und dieses Mal würde ich sie erfüllen, dessen war ich mir sicher. Zwar war ich kein Mitglied der Fünf mehr, aber die Schnelligkeit und die Stärke, die mir in der Vergangenheit geschenkt worden waren, konnte ich weiterhin nutzen. Dank Esther, die mich auch von der anderen Seite zurückgeholt hatte, damit ich ihre Kinder vernichtete. Mein Hass auf Vampire war ungebrochen und mein Hass auf Niklaus im Besonderen. Immerhin hatte dieser Dreckskerl mir zuerst die Zunge herausgerissen und mich dann getötet. Aber ich würde es ihm heimzahlen und ihn vernichten, doch dazu musste ich zuerst den einzigen Pfahl aus Weißeichenholz finden, den es noch auf der Welt gab. Ich stieß die Tür zum Mystic Grill auf. Bars oder Kneipen waren schon immer ein guter Ort gewesen, um den Gerüchten zu lauschen. Das war eines der wenigen Dinge, die sich in den letzten 900 Jahren nicht geändert hatten. Vieles hatte sich verbessert, das war nicht abzustreiten, das Bier und die Waffen beispielsweise, aber manchmal vermisste ich die guten alten Zeiten. Mit einer Hand fuhr ich durch mein dunkel Haar, welches ich in meinem neuen Leben kürzer trug, und setzte mich an einen der Tische. Meine Gedanken wanderten in eine unwillkommene Richtung - zu Rebekah. Sie war eine verdammt tolle Frau gewesen, ich hatte sie geliebt und mit Freuden zu meiner Gemahlin gemacht - bevor sich herausgestellt hatte, dass sie eine Urvampirin war. Eine Beziehung war unmöglich gewesen. Deswegen musste ich auch sie töten.

Ich hatte mich auf den Weg zum Grill gemacht, weil bei den Salvatores, und das musste man sich tiefrot im Kalender anstreichen, tatsächlich der Alkohol ausgegangen war. Oder zumindest eine Sorte von Alkohol, denn Weine hatten sie noch reichlich. Nun mussten wir tatsächlich auf das billige Zeug im Grill zurückgreifen und da ich diese Spannung zwischen Damon und Elena nicht mehr ertragen konnte hatte ich mich dazu bereit erklärt etwas holen zu gehen.
Auf Dauer war das rumgesülze aber auch wirklich nervig, da war man froh wenn man einmal die Chance hatte frische Luft zu schnappen, sogerne ich Damon auch hatte.
Ich bemerkte nichts ungewöhnliches als ich den Grill betrat und zur Bar ging um ein paar Flaschen Bourbon orderte, wobei die teuersten leider aber auch nicht von der selben guten Qualität waren wie die Flaschen, die sonst bei den Salvatores herumstanden. Diese Stadt brauchte echt ein höheren Niveau beim Alkhol, zumindest den, den man sich hier besorgen konnte.
Ich lehnte mich an die Bar und wartete dann geduldig, wobei Geduld ja nicht wirklich eine meiner Stärken war, während ich meinen Blick durch die Menge schweifen ließ. Nicht weil ich nach jemanden bestimmten Ausschau hielt, sondern weil mir schlicht ergreifend langweilig war.
Mein Blick blieb kurz bei einem dunkelhaarigen Typen hängen, den ich hier zuvor noch nie gesehen hatte, aber gut, ich kannte auch nicht wirklich alle Einwohner dieser Stadt. Interessiere mich das? Wohl eher kaum.
Der Kellner kam dann mit den Flaschen und ich nahm sie, legte einen Schein auf den Thresen, welchen mir Damon mitgegeben hatte und ging dann genau an dem Tisch des Unbekannten vorbei ohne mir was zu denken.
Kurz vor der Tür bleib ich allerdings dann nochmal stehen und drehte mich um, denn aus welchen Gründen auch immer fühlte ich mich irgendwie beobachtet.

Lässig lehnte ich mich zurück, streckte die Beine aus und ließ meinen Blick durch den Grill schweifen. Wie hoch wohl die Chance war, hier auf einen Vampir zu treffen? Ich bestellte mir bei einem der Kellner ein Bier. Ein Schmunzeln trat auf meine Lippen. Früher hatte ich lieber sauren Wein statt Bier getrunken, denn letzteres tranken nur die Bauern, die sich nichts anderes leisten konnten und es war ein grauenhaftes Gesöff gewesen. Doch mit dem Bier 900 Jahre später, ließ sich durchaus etwas anfangen. Mein Blick glitt durch den Raum, doch es war nicht wirklich etwas ungewöhnliches zu sehen. Menschen, die tranken, lachten und sich unterhielten. Trotzdem bezweifelte ich, dass es alles Menschen waren. Der Kellner brachte mein Bier und ich trank einen großen Schluck, ehe ich den Humpen mit einem leisen Geräusch auf den Tisch stellte.
Ein Plan musste her, doch zuerst musste ich an die Informationen gelangen, die ich benötigte, um mir überhaupt einen auszudenken - die Aufenthaltsorte des Pfahls und der der Urvampire. Letzteres zu erfahren würde wohl am Einfachsten werden. Mein Blick fiel auf einen dunkelhaarigen Mann, der an der Bar lehnte und vermutlich auf etwas wartete. Für einen kurzen Moment verengte ich die Augen. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Ein Vampir? Vermutlich. Im Laufe der Jahre hatte ich gelernt, meinen Jägerinstinkten zu vertrauen. ich widmete mich wieder meinem Bier, beobachtete den Mann allerdings aus den Augenwinkeln. Ihm wurde eine Flasche gereicht. Als er dann zur Tür ging kam er an meinem Tisch vorbei. Mit einem Zug trank ich den Krug aus, erhob mich dann und folgte ihm, wobei es passte, dass er an der Tür stehen blieb und sich umdrehte. Mit dieser Aktion konnte ich gewinnen oder verdammt viel verlieren. Mittlerweile hatte ich es satt, durch die Welt zu ziehen - ohne Ziel und ohne einen wirklichen Anhaltspunkt, wo ich suchen konnte.
"Entschuldigung. Ich bin neu in Mystic Falls und hoffe, dass Sie mir vielleicht helfen könnten" sprach ich ihn an. Eine gewisse Anspannung war nicht zu leugnen, es gelang mir allerdings zumindest meine Stimme ruhig zu halten. "Kennen Sie eine junge Frau namens Rebekah Mikaelson?"

Ich hatte meine Flasche Bourbon, was nicht viel war aber wenigstens etwas, und wollte mich gerade wieder auf den Weg zurück machen als ich bemerkte, dass ich beobachtet wurde. Und das hatte ich überhaupt nicht gerne.
Als ich mich umdrehte um zu sehen wem ich demnächst den Kopf abreissen werden würde, sah ich in die Augen des Unbekannten, der mir anscheinend gefolgt war. Definitiv eine schlechte Idee.
Ich musterte ihn kurz und versuchte festzustellen ob er zu den Augustines gehörte, was mir die perfekte Entschuldigung bot ihn sofort zu töten, denn auch wenn wir dachten, alle Augustines seien tot, so konnte es immernoch sein, dass sich einer versteckte, die natürlich auch ausgerottet werden mussten. Allerdings sah mir dieser Typ nicht danach aus. Ein Augustine würde die Sache geschickter angehen und einen Vampir außerhalb eines gut besuchten Lokals verschleppen. Aber wer weiß? Sollte er in der Stadt bleiben, dann würde ich ihn garantiert sehr, sehr gut im Auge behalten. Denn sicher konnte man sich letzten Endes nie sein.
Mein Verdacht bestätigte sich dann gleich bei seinen nächsten Worten, als er sagte, dass er neu in der Stadt sei und Hilfe brauchte. Ich kniff misstrauisch meine Augen zusammen und wartete ab bis er sagte bei was, denn das war sehr verdächtig. Doch er fragte mich nur, ob ich jemanden namens Rebekah Mikaelson kannte.
Ich legte meinen Kopf leicht schief und musterte den Fremden immernoch während ich überlegte. Der Nachname Mikaelson war mir tatsächlich schon einmal untergekommen. Und wenn ich mich recht erinnerte, dann hatte Damon mal eine Rebekah erwähnt. "Barbie Klaus" fiel es mir dann ein und ich sah den Fremden an. "Ich habe von ihr gehört, ja. Warum?" fragte ich zugleich nach und musterte ihn wieder aufmerksam.